Bremen muss wohl doch untergehen – wegen der Umweltzone!
Frühling wirds, der Sperling piept … naja, vielleicht hat das bis zum Erscheinen dieser Ausgabe ja wirklich mal geklappt. Aber ist Ihnen aufgefallen, wie grün es schon geworden ist in den letzten Monaten – auf den Straßen? Und das ist gar nicht gut, glaubt man der umtriebigen Bremer Handelskammer oder den Grün-Spezialisten von Beck’s und Beck’s Mutter Inbev. Denn die Umweltplakette, die – wenn man mal so guckt am zugeparkten Wegesrand – schon jedes zweite oder dritte Auto infiziert hat. Das sind Plaketten des Teufels, vielleicht gar des Todes, des Untergangs. Bremen könnte daran zugrunde gehen, wenn sich nichts anderes findet. Jedenfalls die Bierproduktion. Und die von Schokolade.
Hunderte Mitarbeiter müssten vor den Stadttoren bleiben und kämen nicht an ihre Maschinen, kostbare Rohstoffe kämen nicht hinein, heißt es – wenn auch Bremen eine Umweltzone für die inneren Citybereiche einführen würde. So muss man es glauben und fürchten, wenn man die Nachrichten des Zentralsenders und der Zentralzeitung liest: Fast täglich droht irgendjemand mit Abwanderung, Einstellung, Wahnsinnsfolgen. Man kann die Entwicklung ja auch beobachten: Schon untergegangen sind in den letzten Monaten so schöne Flecken wie: Augsburg, Berlin, Dortmund, Essen, Hannover, Ilsfeld, Köln, Leonberg, Ludwigsburg, Mannheim, Nürnberg, Potsdam, Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Reutlingen und Tübingen. Weil da nach und nach keine Autos mit besonders hohen Schadstoffwerten mehr fahren dürfen.
Nun ist auch aus diesen Städten nicht berichtet worden, dass Fabriken schließen mussten oder Menschen neuerdings zig Kilometer weit mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren – bei den inkriminierten Dreckschleudern geht es schließlich um wenige, ziemlich alte Kraftfahrzeuge, meistens um Lastkraft-wagen. Und wer fährt schon mit seinem Lastkraftwagen von 1970 ins Büro? Und wie gesagt: Jeder, der nach Berlin oder Hannover rein will, braucht das grüne (gelbe, rote) Klebchen sowieso.
Aber man wird sich ja nochmal aufregen dürfen, es geht ja sicher auch ums Prinzip: Freie Fahrt für freie Bürger ist ja eh schon lange klar: Unterneh-men sind sowieso, quasi von Natur aus, die besseren Bürger – und warum sollen gerade die für ein paar Euro ihre Autos modernisieren? Wäre auch schön, wenn die Wirtschaft die Wiedereinführung traditionell heimeliger Brikettöfen oder das Heizen mit offenem Feuer fordern würde. Obwohl: Bei Vorschriften für umweltschonende Innovationen, die der Endverbraucher zahlt, ist man da ja gern dabei.
Kein Bier mehr, keine Schokolade aus Bremen?
„Die Wirtschaft“ ist aber auch in Sachen Umweltplakette nicht einig: Droht ein Schokoladenfabrikant mit Ab-wanderung, hört man vom anderen nichts. Bier ist in einer Umweltzone nicht herstellbar, Kaffee aber doch. Warum gerade Teile der Nahrungsmittelbranche zwingend schadstoffreichere Autos brauchen als Unternehmen anderer Bereiche, das bleibt ein bisschen rätselhaft in der aufgeregten Debatte mitten im schönen, lebenswerten, kreativen, weltoffenen und -läufigen Bremen.