carsten werners

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Bürgerbaubeteiligung

In Politik, Stadt on 3. März 2014 at 21:17

… aus aktuellem Anlass again: Dieser Blogeintrag ist vom Mai 2011 – im Februar 2014 hat die Linkspartei einen Skandal erkannt: In Deutschlands zehntgrößter Stadt soll gebaut werden! Im Zentrum! Welch ein Schrecken für die Linkspartei: Sie versuchen jetzt seit Monaten und Jahren, sich am Bremer Hauptbahnhof irgendwie ein kleines „Stuttgart 21“ zu inszenieren – oder auf Bremisch: Einen kleinen neuen Fall Mozart-Trasse. Das ist so schön populistisch – bloß: Es geht nicht um ein Mega-Verkehrsprojekt mit umstrittenem Nutzen und ungewissem tektonischem und wirtschaftlichem Ausgang auf Kosten des Steuerzahlers – sondern um zwei Häuser und eine Straße, in Linksparteisprech um „zwei Riesenhochhäuser“. Mitten in der Stadt, wo schon vor 130 Jahren ein großes Hallenschwimmbad stand, danach ein Busbahnhof und Europas größter Fahrradparkplatz waren! Was man da sonst so machen könnte? Was „Schönes, Luftiges, Grünes“, meinen die Kollegen. Es müsste 120.000 Reisende täglich aushalten, das Traumgebilde – und dem Bremer Bürgerpark (800 Meter weiter), den Wallanlagen (450 Meter weiter) irgendwie in Sachen Grün den Rang ablaufen …

cwergenwelt

Nach Jahren, Jahrzehnten soll der Platz vor dem Bahnhofsvorplatz in Bremen bebaut werden. Jahrelang lag das Gelände brach, jahrelang war es durch tausende Fahrradständer verziert, zuletzt war es gestaltet und gelegentlich belebt von einigen Skatern. Nun soll die Fläche bebaut werden – nach einem architektonischen Entwurf, der schon einmal Sieger bei einem Architekturwettbewerb für das Gelände war, entsprechend städtischen Grundrissen vergangener Jahrhunderte, nach dem langgehegten Plan des Grundstücksverkaufs an einen Investor. Zweimal sind zuvor Investoren abgesprungen. Jetzt scheint die Zeit günstig: Entwurf, Investoren und politischer Wille treffen zusammen – gestärkt von der Notwendigkeit, dem langsamen Verfall der Bahnhofsvorstadt etwas entgegenzusetzen. Nun kann und soll geplant und gebaut werden.

Doch nun regt sich Protest: Was man da nicht alles machen könnte: Grünanlage! öffentlicher Raum! Aufenthaltsqualität! rufts aus den Reihen der Gegner etwa bei einer Veranstaltung des „Bremer Stadtdialogs“ des Zentrums für Baukultur gestern Abend im Speicher XI – und natürlich „Gentrifizierung!“…

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Zahlen statt Kopf

In Kunst, Medien, Politik, Welt on 22. Oktober 2011 at 14:09

Das ist in der Tat unzurechnungsfähig, gaga, peinlich und vielsagend, wie’s die Ableger eines deutschen öffentlich-rechtlichen Senders gemeinsam mit Koryphäen wie Hilary Swank, Jean-Claude van Damme, Kevin Costner, Vanessa Mae (!!) und Heidi-Klum-Mann Seal schaffen, der Welt zu zeigen, was viele eh fürchten: Dass sie so viel Grips und politische Haltung haben wie Lothar Matthäus und Diego Maradona:

Bärendienst fürs Image von Künstlern

Warum auch politisch bewandert sein oder alternativ mal kurz bei Wikipedia nachschlagen, wenn man auf Freundschaft mit kriminellen und nicht nur halbseidenen Präsidenten macht und die Kohle stimmt. Andererseits: Wer würde sonst noch mal erfahren, dass es noch deutsche Fernsehbalette gibt – und wo könnten sie noch auftreten, wenn nicht in Hinterweltlers guter Stube?

Vielleicht wärs zur Vermeidung solcher Deppertheiten mal angesagt, auf solche Nasen im deutschen TV mal eine Zeit lang zu verzichten und stattdessen politische Kultur und Kunst zu finanzieren.

Planwirtschaftliche Kürzungsideen für Kultur sind nicht so hilfreich

In Medien, Politik on 29. September 2011 at 00:20

Schön, wenn Menschen ihre Irrtümer bemerken und korrigieren:
(Update 29.9.2011 – siehe unten.)

Gestern noch hieß es bei Radio Bremen „Wirtschaft gegen Kultur: Handelskammer sieht Sparpotential bei Kultur“ – heute wurde daraus flugs „Vorschlag der Handelskammer: Mehr Kooperationen in der Kultur“
… und dann weiter im neuen Text: „Die Bremer Handelskammer fordert die Kultur-Einrichtungen auf, nach Möglichkeiten zu suchen, wo sie enger zusammenarbeiten können. Das dadurch eingesparte Geld sollte im Kultur-Etat bleiben und für Aufführungen und Ausstellungen genutzt werden.“ Oder auch, kürzer gefasst: Wer am einen Ende spart, kann am andern etwas mehr ausgeben – und natürlich ist die Theorie schön, mehr für die Kunst und weniger fürs Werben auszugeben. Man muss nur das richtige Verhältnis finden, um diese Binsenweisheiten wirtschaftlich zu nutzen – eine wichtige, unbestrittene Aufgabe aller Geschäftsführer, Produzenten, Öffentlichkeitsarbeiter, Veranstalter, Produzenten.

Was die Handelskammer zu solchen Ratschlägen qualifiziert und motiviert, bleibt aber auch am „Tag danach“ so rätselhaft irrlichternd wie ihre konkreten „Sparvorschläge“ selbst: „So könnten zum Beispiel die Buchführung und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam abgewickelt werden“. Mit solchen Vorschlägen werden Erwartungen in punkto Einsparpotenzialen geweckt, die in der Realität erfahrungsgemäß kaum messbar sind. Gleichzeitig lösen sie Existenzängste in der Szene aus. Das erschwert gemeinsame Lösungen – durchaus mit echter Sparbereitschaft und echten Einsparpotentialen -, die die Kulturverwaltung mit Einrichtungen laufend verhandelt. Dass ausgerechnet die Handelskammer als oberste Interessenvertretung der Wirtschaft die Zusammenlegung der Öffentlichkeitsarbeit vorschlägt, erstaunt mich: Zwei völlig Unternehmen – sagen wir: Beck’s und Kraft, oder: Tütensuppenhersteller und Tierfutterfabrikant, oder: Autohersteller A und Autohersteller B – würden nie auf die Idee kommen, Werbung und Marketing zu fusionieren. Gerade bei Kultureinrichtungen und -projekten sind zudem ja ihre öffentlichen Veranstaltungen und deren (Be)Werbung besonders eng verknüpft.

Die meisten Kultureinrichtungen und Unternehmen der Kulturwirtschaft sind (Zwangs-)Mitglieder der Handelskammer. Dem sollte die Kammer durch substanzielle Unterstützung und Beratung bei ihrer Entwicklung gerecht werden, statt öffentlich planwirtschaftliche Kürzungsideen für den Kulturbereich zu diskutieren und unausgegorene pseudowirtschaftliche Ratschläge zu erteilen.

Wo das sachlich möglich, betrieblich machbar und künstlerisch sinnvoll oder/und wirtschaftlich vielversprechend ist, spricht nichts gegen Kooperationen von Kultureinrichtungen oder sogar deren Zusammenschluss – personell, räumlich, strukturell oder sogar konzeptionell. Das geht aber nur im Dialog – und mit gemeinsamen Zielen, von denen alle Beteiligten profitieren. Kaum irgendwo wird schon in und aus den Einrichtungen heraus so viel kommuniziert, geplant und verhandelt wie im Kulturbereich – um Verbesserungsbedarfe zu erkennen, Aufgaben und Förderkriterien zu überprüfen und zeitgemäß anzupassen (oder auch mal etwas zu beenden). Dazu ist der Dialog zwischen Kulturverwaltung und Einrichtungen wichtig – und zwischen Kreativen, ihren Beratern und Verwaltern, Kulturpolitik und -verwaltung lang geübte Praxis und auf einem guten Weg. Die Handelskammer sollte überlegen, ihre kommunikativen Angebote – die sich wesentlich in Willensbekundungen, Pressemitteilungen und Talkveranstaltungen zu CSR, Stadtimage, Kreativwirtschaft und Eventmanagement niederschlagen – besser konkreten Angeboten realer Beratung und Fortbildung zu verbinden und mit ihren davon betroffenen Mitgliedern abzustimmen.

>> Nachtrag am 29.9.2011:
Morgen darf sich dann die kulturpolitische Sprecherin der  CDU, Dr. Rita Mohr-Lüllmann korrigieren, die heute anlässlich des vom Senat vorgeschlagenen Kontraktes mit dem Bremer Theater behauptete, dass „andere Kultureinrichtungen oder freie Träger nicht auch Planungssicherheit durch vergleichbare Vereinbarungen erhalten“ und dass die Zuschüsse „nur gewährt werden, wenn sie auch an Verpflichtungen geknüpft sind. Dies ist derzeit nicht der Fall“. Beides ist Quatsch: Natürlich sind mit mehrjährigen Förderverträgen Verpflichtungen verbunden – auch zu nicht unerheblichen Einsparungen. Mein Fraktionskollege Hermann Kuhn, finanzpolitischer Sprecher der Grünen, bestätigt: „Der Kontrakt fürs Theater führt die Konsolidierung der letzten Jahre fort und bettet sie realistisch in den Sanierungspfad der Stadt ein. Die Zusicherungen sind verbunden mit der vertraglichen Verpflichtung zu Eigenanstrengungen.“ Im Gegenzug schaffen die Kontrakte für die Einrichtungen mehrjährige Planungssicherheit, damit sie sich auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren können, statt sich in Insolvenz(be)drohungen aufzureiben. Ähnliche Kontrakte wurden bereits mit der Kammerphilharmonie Bremen und den Bremer Philharmonikern geschlossen, die demnächst verlängert werden sollen. Und auch für das Gerhard-Marcks-Haus, das Paula Modersohn-Becker Museum und die Schwankhalle sind bereits Kontrakte vorbereitet, die hoffentlich bald abgeschlossen werden. Sie sind wegweisend für die verlässliche Förderung und Planungssicherheit auch anderer Kultureinrichtungen.

[ … und diese um sich greifende unjournalistische Unart, möglicherweise verunglückte Formulierungen, Formate, Zitate oder Behauptungen online nach ein paar Stunden einfach kommentarlos zu ändern oder zu tilgen, ohne diese Änderungen kenntlich zu machen, könnte man AUCH mal gesondert thematisieren …!? ]

Ai Weiwei seit einem Monat verschwunden: Suchen Deutsche Kultur-Funktionäre immer noch ihre rote Linie?

In Politik, Welt on 3. Mai 2011 at 16:01

Was deutsche Kulturfunktionäre mit verengtem Blick auf den eigenen Ruhm oder auch nur auf das Wohlergehen der „eigenen“ Institution für einen Scheiß reden können!

Fast zwei Wochen nach der Verhaftung  und Verschleppung von Ai Weiwei vom 3. April schloss der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, am 14. April erstmals (!) einen Abbruch der Ausstellung „Kunst der Aufklärung“ in Peking, in deren mindestens zeitlichem und inhaltlichem Kontext die Verhaftung steht, „nicht mehr aus“. Aus diesem Anlass schwadroniert der deutsche Funktionär von einer „roten Linie“:  Wenn diese überschritten werde, werde die Ausstellung abgebrochen. „Wir sind auf das Szenario vorbereitet, die Ausstellung nicht unter allen Umständen weiterlaufen zu lassen.“ Wobei er in dem Interview mit der Nachrichtenagentur dapd nicht sagte, wo diese Linie verlaufe („Das kann ich jetzt noch nicht direkt benennen“) und wie und wann sie überschritten wäre.

Heute, einen Monat nach der Eröffnung der Ausstellung und der Verhaftung des Künstlers, der nach wie vor verschollen ist, suchen die deutschen Museumsdirektorn jedenfalls offenbar immer noch nach dieser „Linie“.

Für eine Abschaffung des Eintrittspreises in die 10 Millionen Euro schwere, aber offenbar nicht sehr willkommende und dazu noch erfolglose Ausstellung (wegen laut Nachrichtenagentur dapd hoher Eintrittspreise, wenig Werbung und mangelhafter Ausschilderung) aber will sich E. jetzt verstärkt engagieren – während sich im Fall Weiwei weltweit Künstler für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen. Darüber hinaus ist der Museumsdirektor von der Verhaftung „zutiefst frustriert. Es ist für mich ein tiefer Schmerz. Damit wurden nicht nur wir Museumsleute, sondern auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der die Ausstellung ja
eröffnet hat, brüskiert. Allerdings sehen wir keinen direkten Zusammenhang zwischen der Ausstellung und der Festnahme Ais. Er war zur Eröffnung und den Dialoggesprächen im Zusammenhang mit der Ausstellung eingeladen. Wir hätten gewusst, wenn er nicht zugelassen worden wäre. Die Festnahme entspricht natürlich nicht dem, was wir unter der Freiheit des Künstlers verstehen. Wir erwarten schon einen anderen Umgang der Chinesen mit diesem Thema. Selbstverständlich fordern wir die Freilassung Ai Weiweis.“

Das muss man sich alles mal auf der Zunge zergehen lassen:
– Dass da ein Mensch entgegen aller rechtsstaatlichen Prinzipien, entgegen aller Menschlichkeit einfach von der Bildfläche verbindet – das gefährdet nicht etwa dessen Leben, das sagt auch nichts über den geschäftspartner China, sondern: Das „brüskiert“ IHN, den deutschen Museumsdirektor!
– Er spricht nicht vom Schicksal des Künstlers, sondern von „diesem Thema“,
– … sieht „keinen direkten Zusammenhang“ zwischen Kunstausstellung und Künstler in ein und demselben Land zur selben Zeit zum selben „Thema“, der Aufklärung nämlich,
– … „hätte“ schließlich „gewusst“, wenn da was nicht stimmt.
– und fordert „selbstverständlich“ die Freilassung.

Nicht mehr: Nur „selbstverständlich“, ohne „direkten Zusammenhang“ und entgegen den eigenen Erkenntnissen fordert er also halt, was alle eh gerade erwarten.

„Menschen, die in totalitären Staaten aufwachsen, sind geübt, Signale zwischen den Zeilen
wahrzunehmen“, beruhigt sich Eissenhauer beim Plädoyer für seine Ausstellung. Weil das stimmt, sollte man jenen Menschen sein Gequatsche über technische Probleme, freie Diskussion unter Eingeladenen, finanzielle Risiken und und und … ersparen!

Lasst endlich Künstler sprechen!  Ai Weiwei und Gregor Eissenhauer zeigen, wie wichtig das ist.

Neue Fragen erfordern neue Antworten.

In Politik, Welt on 12. März 2011 at 20:40

Die Frage der Beherrschbarkeit der atomaren Gefahren sei „heute neu gestellt worden“, sagt Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) dem WDR-Hörfunk. „Auch Japan ist ja nicht irgendein Land. … Alle KKW waren darauf ausgelegt, was an Erdbeben passieren kann.“ – “ Dieses „Trotzdem“ ist eine gesellschaftspolitische Frage, die nicht abgewehrt werden kann.“

Und die Kanzlerin (CDU): „Unbestritten: Die Geschehnisse in Japan sind ein Einschnitt für die Welt.“ Wenn in einem so hoch wie Japan entwickelten Land mit höchsten Sicherheitsstandards so ein  Unfall passiere, könne „auch Deutschland nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“.

Und Außenminister Westerwelle (FDP) will wissen, „ob auch unsere Kühlsysteme solche Anfälligkeiten haben“.

RWE-Technikvorstand  Gerd Jäger dagegen „sieht trotz des Atomunfalls in Japan keinen Grund, die Laufzeitverlängerung für deutsche Meiler bis 2035 zu überdenken. «In Deutschland werden mit gutem Grund höchste Sicherheitsstandards für Kernkraftwerke angesetzt, und sie werden von uns erfüllt», sagte er der «Welt am Sonntag». (…)  Naturkatastrophen in der Größenordnung wie das Erdbeben und der Tsunami in Japan seien in Europa nicht zu erwarten. «Dennoch gibt es natürlich wie in allen Lebensbereichen Restrisiken. Und die gilt es immer weiter zu minimieren.»“

http://www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=55&tx_ttnews[tt_news]=102061&tx_ttnews[backPid]=54&cHash=c080a75163

Ansonsten: Brückentechnologie, „für sicher gehalten“ … etc. pp.

Hm.

– Hatte Japan seine Akw NICHT für sicher gehalten, keine Sicherheitsstandards gehabt, sich daran nicht gehalten?

– Alle 20,25 Jahre ein Gau – kann man das aus Technik-Vorstands-Sicht als „Restrisiko“ verstehen?

– Woher weiß der Mann, was „in Europa“ „zu erwarten“ ist an wildem Wetter, irgendwelchen Attacken und all dem … in den nächsten 10 Tagen , Monaten , Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten?

Wär doch gut, wenn sich hier dann doch wieder ein Unterschied herauskristallisierte zwischen Lobby-„Experten“ und Politik.

die alten mit den „neuen“ Medien

In Medien on 12. Februar 2011 at 18:13

„Donnerstagabend in der ARD: Tom Buhrow befragte eine Mitarbeiterin in Köln, die dort „das Internet beobachtet“. Warum sie das von Köln aus machen muss, wurde nicht erklärt. Die Internetbeobachterin beobachtete jedenfalls Dinge im Internet, die man zuvor auch im Fernsehen sah. Und Tom Buhrow bat sie, damit unbedingt weiterzumachen.“

(Matthias Kalle im Tagesspiegel)

Schlingensief-Hype

In Kunst on 21. Dezember 2010 at 23:55

cwerg hat sich über die Einstapelung von Schlingensiefs letztem Buch unter „Gesundheit | Alternativ Heilen“ im Kulturkaufhaus bei parallel völlig versprengter Einstaubung seiner DVDs unter „Special Interest“, „Doku“ und „Trash“ noch mal sehr geärgert:

Beides zeugt jedenfalls von einem doppelten Unverständnis für diesen Künstler (mindestens bei den Verkäufern).

– Und zeigt das auch, dass für seinen späten „Erfolg“ dann wohl doch vor allem viel melancholische Jahreszeitbefindlichkeit oder einfach Tränendrüsenempfindlichkeit – also eben auch leider eher: DIE KRANKHEIT und UNSERE ANGST davor – entscheidend waren als dass ihm Interesse oder gar Erkenntnis/Verständnis/Empathie gefolgt wären?

Das wäre schade und ist doch wahrscheinlich so …

sonntags wund

In Medien on 10. Oktober 2010 at 14:12

Und genau an dieser Stelle liegt der Problemhase im Pfeffer“ – puh, da hat sich der Weser-Report aber wieder wund kommentiert: „Verdrießlich ist das Gebahren“ – „Jeder einzelne von uns ist der Staat und auch die Parteien. Aber damit wollen wir dann doch lieber nichts zu tun haben, man will ja nicht zu den Idioten gehören. Kein Wunder, dass bei aller Häme und allem Desinteresse Politiker ihrerseits bürgerverdrossen sind.“ Naja. Na dann. Das erklärt ja fast alles! – „denn einen guten Staat …, den machen wir alle zusammen.“ Wir alle. Von der Schülerzeitung bis in die hohe Politik. Gut, dass es uns sonntags mal einer sagt!

Bahntugenden

In Medien, Welt on 25. September 2010 at 02:47

Ich durfte mich heute zwischen Berlin und Bremen sechs Stunden darüber freuen,

 – dass die Deutsche Bahn es schafft, in ihren automatischen Ansagen und Bahnsteiganzeigen für ein und denselben Zug GLEICHZEITIG, im selben Laufband und abwechselnden Durchsagen, 10-20-45-60 Minuten „wegen Bauarbeiten“ und 40-75-80 Minuten „wegen eines Notarzteinsatzes“ Verspätungen zu verkünden; wobei die letzten Scheibchen dieser scheibchenweisen Verkündigung auch noch liefen, als schon 95 Minuten rum waren.

– wie old Helmut Schmidt dem Bahnchef DOKTOR (!) Rüdiger Grube und seinem blonden Beiböötchen DOKTOR  Antje Lüssenhoop, Leiterin PR und Interne Kommunikation der DB, in einem „Interview“ über Moral und Anstand und Tugenden und Werre im DB-Magazin „mobil“ einschenkt: „Ich heiße Schmidt, schon seit über 30 Jahren, da bleiben wir bei.“ – um sodann die servilen Fragen des Vorstandschefs DOKTOR (!) Grube abzuledern: Nach Werten „wie Glaubwürdigkeit, Respekt, Loyalität, Fleiß und Begeisterungsfähigkeit“ („die lernt man auch nicht auf der Harvard Business School, in St. Gallen auch nicht und in Oestrich-Winkel auch nicht“). Nach des DOKTORS (!) Befürchtung, „die Nutzung der neuen Medien könnte dazu führen, dass Kommunikation oberflächlicher wird“ („Ob der Medienkonsum aber auch notwendigerweise einen Verlust an Moralität unterstützen muss, da würde ich zögern mit der Antwort. Denn es hat ja auch im alten Griechenland, im alten Rom, in Mittelitalien, in Venedig, in Gent, in Siena (!) nicht immer nur den ehrbaren Kaufmann gegeben, sondern auch ganz üble Geschäftemacher. Es hat auch immer Mörder, es hat auch immer Diebe, es hat auch immer Betrüger gegeben.“) Nach „Werten wie Respekt, Anständigkeit und Offenheit“ in Freundschaften („es müssen nicht unbedingt Freundschaften sein“) und nach dem Grundgesetz, das inzwischen besagt, dass die Bahn „ein Wirtschaftsunternehmen in privatrechtlicher Form ist“ („Das steht neuerdings im Grundgesetz? Das wusste ich auch nicht.“). Nach famosen Exkursen in die Wirtschaftspolitik gehts dann noch mal um Sekundärtugenden: Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. „Die Eisenbahn möchte bitte pünktlich sein“, schließt Schmidt. Insgesamt ein schönes Beispiel für die Kraft des guten Arguments, echten Lebens und wahren Denkens gegenüber windelweichem PR-Gesäusel!

– dass ich erleben durfte, wie es Dr. (!)  Grubes Bahnpesonal in concreto „mit Werten wie“ Glaubwürdigkeit, Respekt, Anständigkeit und Offenheit und Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit hält. – Sagen wir mal: Loyal mit dem Arbeitgeber;  in Hamburg „gibts Freitagabend um Mitternacht doch keine Hotelzimmer“, Taxifahrten gibts nur zu sechst – auch wenn man dafür noch mal 35 Minuten auf ein Großraumtaxi warten muss. Und das 1 Meter lange Formular für die Erstattung eines überschaubaren Fahrpreisanteils „füllnsedasdochselbstaus!“.

– dass ich dann noch 90 Minuten im Taxi sinnieren durfte: „mit dem Auto über die A1 oder mit der Bahn einfach mal losfahren – was ist denn jetzt wirklich besser?“ Bin noch unentschieden.

– dass man auch mal nachgeben muss, dass man auch mal offline muss: Laptop im Taxi klappt nicht.

ARD-Journalismus am Dienstag 21.7.2009

In Medien on 21. Juli 2009 at 23:19

ARD-Journalismus am Dienstag 21.7.2009:

1.
Sonnenbaden, Schorletrinken, Entenfüttern am Weserstrand. Vorfahrt eines Radio-Bremen-Kamerateam-Busses im Naherholungsgebiet, 3 Leute filmen matschigen Sand. Dann stört der Redakteur kurz beim Entenfüttern, verjagt die Küken:
– „Sie haben sicher gehört, dass der niedersächsische SPD-Chef das Bundesland Bremen abschaffen will.“
– „Ja.“
– „Könnten Sie uns bitte in die Kamera sagen: ‚Der Herr Duin soll sich mal darum kümmern, dass das Watt bei Cuxhaven nicht so verschlickt!‘ “
– „Nein.“
– „Warum denn nicht?“

2.
Abends die Zusammenhänge verstehen:
– das Bremer Lokalfernsehen hat einen anderen kostenlosen Sprecher gefunden – in irgendeiner Einkaufszonen sagt er: “ ‚Der Herr Duin soll sich mal darum kümmern, dass das Watt bei Cuxhaven nicht so verschlickt!‘ “
– Im www gesucht und gefunden: das Watt ist gerade Weltkulturerbe der Unesco geworden und Cushavener Hoteliers erregen sich drüber, dass man jetzt nichts mehr gegen die zeitweise Verschlickung tun kann.
– auf www.tagesschau.de bloggt Chefredakteur Gniffke: „Wenn wir ehrlich sind, hätte man jedes, ja wirklich jedes unserer heutigen Themen auch lassen können.“
– auf der Homepage des niedersächsischen SPD-Chefs Garrelt Duin steht: „Einen Sitz im NDR-Rundfunkrat habe ich seit Mai 2007 inne.“
Aha. Naja. Na dann.

Sommerloch schluckt Sommerloch.

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