Gutachten, Meinungen, Befürchtungen ohne Ende – aber das Museum Weserburg braucht eine neue Struktur, ein neues Konzept, eine neue Leitung und neue Räume.
Die Weserburg ist Bremens wichtigstes Gefäß für zeitgenössische Bildende Kunst. Ihre konzeptionelle und strukturelle Zukunftsfähigkeit steht für die Grünen vor der Standortfrage. Die Geschichte und die aktuelle künstlerisch-wissenschaftliche Arbeit der Weserburg bieten die großartige Chance, auch in Zukunft junge Kunst zu präsentieren – und das Sammeln selbst als künstlerischen und gesellschaftlichen Akt zu thematisieren.
Als Besucher interessiert mich z.B.: Wie sammeln Sammler heute auch im Nahen oder Fernen Osten, in Ost- und Südeuropa, im arabischen Raum oder auf dem afrikanischen Kontinent? Was bedeutet die Digitalisierung und die Reproduzierbarkeit von Kunst fürs Sammeln? Wer sammelt lokal wie was warum?
Um solche spannenden Fragen auch in naher Zukunft im Diskurs mit Künstlern thematisieren zu können, braucht die Weserburg nach meiner Auffassung:
- 1. auch für die Zukunft eine künstlerische Leitung – die der Stiftungsrat endlich ausschreiben und besetzen muss: am sinnvollsten für einen zeitlich befristeten und konzeptionell begründeten Intendantenvertrag.
- 2. einen Standort und ein Gebäude, wo deren Konzept unter verlässlichen finanziellen, technischen und räumlichen Bedingungen künftig und auch langfristig realisiert und präsentiert werden kann.
- 3. eine Struktur, in der sich die Glieder der derzeitigen Stiftung (Stiftungsrat, künstlerische Leitung, Betriebsrat) nicht gegenseitig blockieren und in der die Rolle des Staates als Zuwendungsgeber klar und transparent wird.
– in dieser Reihenfolge.
Die Arbeit der GAK mit jungen Künstlern und das wertvolle Studienzentrum für Künstlerpublikationen müssen gesichert werden.
Dazu müssen jetzt die Senatorin für Finanzen und der Kultursenator die drei verbliebenen Standort-Varianten verlässlich berechnen. Der Senat muss klären, wie weit die derzeitige Stiftungs-Struktur noch tauglich ist, so ein Museum zu betreiben. Wenn man die Kommunikation und das Gutachterwesen rund um die Weserburg betrachtet, kann man daran Zweifel haben.
Dass Gutachten vom Museum – und Schlussfolgerungen des Stiftungsrats daraus – zuerst in einer Pressekonferenz, dann der versammelten Kulturszene und erst anschließend der kulturpolitisch zuständigen Deputation vorgestellt werden, ist ein Unding – und eigentlich nur satirisch zu begründen, da die Inhalte offenbar von dort schlicht übernommen wurden.