carsten werners

Zeitgenössisch zeitgenössisch bleiben

In Kunst, Politik, Stadt, wörtlich! on 22. November 2012 at 20:45

Die Diskussionen um einen möglichen Umzug des Museum Weserburg und die möglichen Folgen für die Gesellschaft für aktuelle Lust (GAK) kommentiert der kultur- und stadtentwicklungspolitische Sprecher der grünen Bürgerschafts-Fraktion, Carsten Werner:

„Die Ideen und die Fragestellungen von Stiftungsrat und Direktor der Weserburg, einen Umzug in die Überseestadt zu prüfen, sind gut – weil sie unter dem Eindruck und Einfluss von Veränderungen in der Stadtgestaltung, in der Kulturlandschaft und im Freizeitverhalten Bestehendes hinterfragen und neue Wege suchen; weil sie das Profil ihres Museums überprüfen und entwickeln, verändern wollen. Geichzeitig gerät mit diesen Gedankenspielen das etablierte Panorama der zeitgenössischen Kunst in Bremen – zunächst gedanklich – in Bewegung. Es kann nur gut sein, die bestehenden Angebote für Bremer Künstlerinnen und Künstler, für das Bremer Publikum und für Gäste Bremens immer wieder einmal zu überdenken und wenn nötig aufzufrischen oder zu verändern. Wie sonst sollten neue Formate, neue Förderformen, neue Präsentationsformen und nicht zuletzt der künstlerische und kuratorische Nachwuchs und das Nachwuchspublikum, ihre Wahrnehmung und Vorstellung von Welt und Kunst ihren Platz in der Kulturlandschaft und der Stadtgesellschaft finden? Nur so bleibt zeitgenössische Kunst zeitgenössisch.

Je offener und ausführlicher diese Auseinandersetzung stattfindet, desto besser und ertragreicher: Allein dafür lohnen sich die Ideen aus der Weserburg – und genauso die Reaktionen aus der GAK. Und hoffentlich mischen sich noch mehr Kunstinterressierte und -schaffende in die Debatten dazu ein! Es wäre toll und wichtig, dass sich jetzt nicht Einrichtungsvertreter in den jeweils eigenen Mauern verschanzen, sondern wir über die besten Konstellationen, Orte und Programme für internationale und lokale Kunst in Bremen streiten – und sie gemeinsam definieren.

Dazu gehört ganz sicher auch die offene Diskussion über die Kunst im öffentlichen Raum in unserer Stadt, die Rolle des dafür zuständigen Landesbeirats, die Höhe und Herkunft der dafür zur Verfügung stehenden Mittel – und ganz konkret und aktuell auch die Aufstellung, Ausschreibung und Ausgestaltung eines Sonderprogamms für Kunst im öffentlichen Raum in der Überseestadt: (siehe dazu im 4. Entwicklungsbericht zur Überseestadt S. 18f. bzw. 23f. im PDF) Das darf weder kein Geheimprojekt werden und nicht bloße Dekoration von Flächen- und Immobilienvermarktung werden. Überregionale und internationale Ausstrahlung ist dafür genau so wichtig wie die lokale Verankerung und Diskursqualität. Bremen erhält bundesweit sehr viel Anerkennung für seine stadtentwicklerischen Beteiligungsformate – von der Sanierung Osterholz-Tenevers über die Aufstellung des Leitbilds Bremen 2020 und des Innenstadt-, des Verkehrs-, des Flächennutzungsplans bis zur Quartiersentwicklung etwa am Hulsberg, in Huckelriede oder im Bremer Westen. Dabei spielt Kultur eine zunehmend wichtige Rolle – und da sollte sich die zeitgenössische Kunst nicht heraushalten oder in bestehende Nischen oder Traumwelten verkriechen.

Aus Sicht der Stadtentwicklung ist die Idee eines neuen Museums in der Überseestadt natürlich interessant und reizvoll. Für die Kulturentwicklung sind Diskussionen und Entwicklungen ohnehin ein Gewinn, der die Akteure insgesamt stärkt. Bevor aber Entscheidungen zu all dem fallen, braucht es einen offenen Diskurs – und nicht zuletzt überzeugende, zu Teilen neue Konzepte: Denn was würde, was sollte stattfinden an neuen (oder alten) Standorten, unter neuen oder neu entdeckten Nachbarn und KollegInnen, gemeinsam auch mit der nächsten Generation von Kreativen und Kulturfreunden? Das liegt vor allem in der Verantwortung der Akteure: Auf ihre Ideen und Impulse kommt es an – und darauf bin ich gespannt!“

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