carsten werners

Ist die Bürgerparktombola noch zeitgemäß?

In Ideenwirtschaft, Stadt on 13. Februar 2012 at 12:12

Ich meine, dass der Bürgerpark durch zeitgemäße Spendenkampagnen gestärkt werden sollte – und dass dazu die Bürgerparktombola anders aufgebaut werden muss.

Aktuell macht die gerade begonnene Bürgerparktombola im Hinblick auf den von der rot-grünen Koalition geforderten Mindestlohn von sich reden. Viele Bremer und Gäste der Stadt irritiert oder stört darüber hinaus auch die Ausgestaltung der Bürgerparktombola mit zahlreichen Buden, Reklame-Schaufenstern und Dauerbeschallung durch marktschreierische Losverkäufer und laute Schlagermusik an den wichtigsten Plätzen der Stadt. Um dieses unerfreuliche Image der Tombola zu ändern würde ich gerne mit dem Bürgerparkverein darüber nachdenken, wie die Ausgestaltung der Tombola im Hinblick auf die Gestaltung und Nutzung der öffentlichen Räume in der Innenstadt verbessert werden kann. Dabei würde ich mir wünschen, dass der Bürgerpark in der Bremer City auch als das dargestellt wird, was er ist: Eine ruhige, grüne, ökologische, soziale Oase mitten in der Stadt. Diesen Anspruch muss sich auch die für ihn werbende Tombola zu eigen machen!

Wünschenswert wäre ein Ideenwettbewerb unter kreativen Stadtplanern, Künstlern, Landschafts- und Innenarchitekten: Im Lichte der Innenstadtentwicklung scheint mir ein Wettbewerb um die besten Ideen und die beste Ausgestaltung geboten –auch, um die Bürgerpark-Tombola zu stärken und zu verbessern. Die bürgerschaftliche, private Finanzierung des Bürgerparks muss konstruktiv und kreativ weiter entwickelt werden, denn sie ist wichtig für den Fortbestand und Zustand des Parks.
Weil bei der Bürgerparktombola auch Umsatz und Ertrag erheblich auseinander klaffen, sollte zur nachhaltigen Finanzierung des Bürgerparks auch über zeitgemäße Crowdsourcing-Konzepte und andere direktere Spendenformen nachgedacht werden. Kollektive Finanzierungen und konstruktive Netzwerke sind kein Hexenwerk, sondern mit Hilfe auch der neuen Medien vielfach erfolgreich, wo es um die Finanzierung gemeinschaftlicher und öffentlicher Initiativen und Anliegen geht (ein Surftipp für solche Beispiele ist etwa die Plattform www.VisionBakery.de ).

Lediglich ein Drittel der Einnahmen durch den Losverkauf der Bürgerparktombola kommen als Reinerlös den Grünanlagen zu Gute. Eine Spende in Höhe des Lospreises an den Bürgerpark würde dagegen zu fast 100% ihr Ziel erreichen – die Pflanzen, Tiere und ihre Pflege. Den Aufwand der Bürgerpark-Tombola für 3-4000 Euro Ertrag pro Aktionstag finde ich immens – und er steht in keinem guten Verhältnis zu den Beeinträchtigungen der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt.  Also: Der Mindestlohn gefährdet nicht die Tombola, sondern macht die Notwendigkeit ihrer Neugestaltung noch einmal besonders deutlich. Statt Struktur und Gepflogenheiten der Bürgerparktombola als „gewachsene Tradition“ zu verkläre, mit der niedrigen Qualifikation der Mitarbeiter zu argumentieren und gleichzeitig an ein Art Zwangsspendenbereitschaft zu appellieren, wie das Vorstand und Geschäftsführung von Bürgerparkverein und Tombola öffentlich tun, sollte der Bürgerparkverein dringend über zukunftsgewandte Konzepte nachdenken: Gewachsene Strukturen muss man manchmal lichten – wer sollte das besser wissen als Bremens größte der Grünpflege verschriebene Initiative?

Den Text als PDF gibts hier.


  1. Man mag ja über die Bürgerparktombola denken, was man will. Carsten Werner spannt den Bogen wohl etwas zu doll. Wenn man sich seine Vita mal anschaut, dann blickt man in erster Linie auf eines: Projekte, die (fast) immer durch staatliche oder städtische Zuschüsse finanziert sind oder wurden.

    Bremer Theater, Schwankhalle, Junges Theater, Breminale…
    Überall hatte Werner seine Finger drin, und überall floss Geld. Städtisches Geld und damit Steuergeld. Nach meinen Informationen kein einziges Projekt, das nicht in irgendeiner Form irgendwie durch Steuergelder gefördert wurde. Wie gesagt, nach meinen Informationen.

    Der Bürgerpark bekommt keinerlei staatliche Subventionen. Kein einziger Cent der städtischen Einnahmen wandert in die Grüne Lunge Bremens. Der größte Stadtpark Bremens ist rein privat finanziert, im Gegensatz zu Werners Projekten.

    Ohne Zweifel ist die Bürgerparktombola ein diskussionswürdiges Projekt. Sicherlich kann man vieles anders und vielleicht auch besser machen. „Gewachsene Strukturen“, wie sie Tombola-Chef Hoppe anführte oder die unfreiwillige „Spende“ der Mitarbeiter, die Bürgerparkvereins-Präsident Joachim Linnemann ins Spiel brachte, überzeugen jedoch nicht, sondern verkehren die Situation eher ins Lächerliche.

    Die Bürgerparktombola gehört reformiert. Da hat Carsten Werner recht. Über das „wie“ muss aber geredet werden. Im Interesse der Bremer Steuerzahler sollte Werner eines klar sein: Bürgerschaftliches Engagement darf nicht durch Steuergelder ersetzt werden.

    • Ach, wissen Sie, Herr oder Frau „Ich“ – das ist hier kein offenes Forum für anonymes Meinen, sondern mein persönliches Blog. (Und ich habe nicht vor, hier anonyme Diskussionen zu führen und werde auch nicht regelmäßig anonyme Kommentare freischalten.)

      Aber nun denn: Danke für die Kenntnisnahme, Beschäftigung mit dem Thema und für die inhaltliche Zustimmung. Ich habe keine Steuergelder für den Bürgerpark gefordert und habe das auch nicht vor – im Gegenteil: Ich finde, der Bürgerpark braucht mehr und hat mehr Spenden verdient, dazu wünsche ich mir Vorschläge und Perspektiven. Der Bürgerparkverein nimmt eine ganze Menge öffentlicher Räume in Anspruch, daher denke ich, dass man über die Qualität dieser Inanspruchnahme reden und nachdenken dürfen muss – die Tombola findet ja absolut nicht heimlich statt, sondern macht gewaltig auf sich aufmerksam, nicht zuletzt hat sie selbst anlässlich von Fragen nach Mindestlohnzahlungen auf ihre eigene finanzielle Situation hingewiesen.

      Was die eine Hälfte meiner beruflichen Vita mit dem Thema zu tun hat, kann ich nicht erkennen – warum Sie die andere weglassen (ich habe in den letzten zehn Jahren den Großteil meiner Einkünfte in nicht subventionierten Kontexten erarbeitet – u.a. bei einer Berliner Tageszeitung und beim Sylter Meerkabarett) ebensowenig, zumal beide Ebenen meiner Arbeit überall gemeinsam kommuniziert sind und wurden, so weit ich das überblicken kann. Nur was folgt aus Ihrer so gewichteten Darstellung, was wollen Sie implizieren? Dass Menschen aus dem öffentlichen Dienst, in Wirtschaftsunternehmen oder Kultureinrichtungen oder Gesundheitsunternehmen oder Sozialeinrichtungen sich – wenn ihre Arbeitgeber Subventionen oder Zuschüsse erhalten haben – nicht öffentlich äußern dürfen über Unternehmen (wie die Bürgerparktombola), die keine staatlichen Zuwendungen erhalten oder „nur“ staatliche Vergünstigungen?

      Jedenfalls habe ich in meiner Arbeit – ob nun in öffentlich bezuschussten Betrieben oder rein kommerziellen – mehrfach mit „gewachsenen Strukturen“ zu tun gehabt, die der/die eine oder andere KollegIn, MitarbeiterIn, auch VorgesetzteR, für nahezu unveränderbar gehalten hat oder halten wollte: Nichtsdestotrotz hatten sie (immer wieder, mal im Kleinen, mal im Generellen) Veränderungen nötig, haben sie erkannt und überlebt: Organisationsentwicklungen, Neupositionierungen, Relaunches, Nachdenken über ihr Tun und Wirken und Ändern ihrer Abläufe, Anliegen und Verfahren – meistens übrigens aus dem Grund, dass die Eigeneinnahmen sanken oder/und mit dem Grund, Ziel oder Erfolg, dass Zuschüsse sanken oder sinken sollten und konnten.

      Ich habe keine Patentlösungen für die Probleme der Bürgerparktombola – und würde es gut finden, wenn wir in der Stadt Ideen für den Bürgerpark sammeln und austauschen.

      Schöne Grüße, wohin auch immer,
      Carsten Werner

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