GERINGE TOLERANZ
Es war schon etwas später geworden, der Tag der versammelten Kulturszene ein langer gewesen. Die Energie ging zur Neige nach der ersten Verkündigung kulturhaushaltspolitischer Linien und Wege durch Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz. Viel war vom Sparen die Rede gewesen. Da hatte einer der knapp 150 Kulturmenschen aber doch noch eine wichtige Frage:Nach „Citi-post“ und „Mindestlohn“ klangen Wortfetzen, die von Reihe sechs oder sieben bis hinten in den Saal drangen und auch in der Antwort der Staatsrätin mehrfach vorkamen. Die lustige Frage machte die Runde, ob der Kultursenator sich bald auch um (zu?) günstige Handytarife der bremischen Künstlerschaft kümmern werde – oder dies gar im Gegenzug von kompetenten Vieltelefonierern und Technikfreaks der Szene erwarte?
Aber Vater Staat und Mutter Stadt sorgen sich nur, dass Kulturbetriebe zu Lasten von Niedriglöhnern sparen könnten. Das wäre nicht sozial, nach aktuellen Parteitagsbeschlüssen jedenfalls nicht sozialdemokratisch. Pragmatisch dagegen ist, jetzt nicht zu genau nachzurechnen, welchen Stundenlohn 1000 Euro im Monat bei Siebentagewochen und, sagen wir, 15-Stunden-Tagen ergäben. Das sind 2,22 Euro – Spaß am Kulturmachen nicht eingerechnet. Der ist der Mehrwert. Sowas gibts. Aber nicht weitersagen! Am Ende verbietet sich sonst plötzlich der Kulturgenuss.
Das wär ja was.